ROT. Menschen in Kathmandu von Milda Drüke:
„Was bringt tausende von Kathmandus Frauen dazu, früher sterben zu wollen als ihr Mann?
So lautet deren Bitte, wenn sie einmal im Jahr am heiligsten Ort in ganz Nepal ihr Teej-Fest des Jahres feiern?“
Das wollte die erfahrene Reiseschriftstellerin und Fotografin Milda Drüke wissen.
Eigentlich müsste das lesenswerte Buch Rot. Frauen in Kathmandu heißen, auch wenn die Hauptperson ein Mann – Puspa – ist.
Um hautnah dabei zu sein – und um wirklich zu verstehen – lebt Milda Drüke 2008 ein halbes Jahr tagsüber bei eine befreundeten Familie in Kathmandu. Kochen, Fernsehen, Familienessen, Diskussionen, Rituale – Sie ist immer dabei, abends notiert sie im Hotel ihre Beobachtungen.
Sie beschreibt eindringlich und ohne Wertung fremdartige Riten, mit denen nepalesische Frauen darum bitten, dass ihre Ehemänner möglichst länger leben als sie selbst. Als Witwen haben sie in Kathmandu einen schweren Stand. Die in Düsseldorf lebende Autorin beobachtet, dass moderne, globalisiert wirkende Männer mit Handy und Laptop gleichzeitig sehr archaische Gewohnheiten leben – und die treffen ausschließlich Ehe-Frauen, Töchter, Mütter, Witwen….
Milda Drüke Bücher wie Rot, Die Gabe der Seenomaden oder Solomon Blue: Bei den Inselbewohnern Papua-Neuguineas sind keine Reiseführer. Sie hat keine Botschaft.
Ganz im Gegenteil:„Wenn es mir gelingt, Leser dazu zu bewegen, zu respektieren anstatt zu verurteilen. Ich möchte die Menschen und ihre Nöte dahinter sichtbar und nachvollziehbar machen. Wie wichtig Respekt ist, auch wenn die Kultur noch so unverständlich ist. Denn umgekehrt ist für die anderen unsere Lebensweise auch manchmal ärgerlich.“
Alle Menschen, egal, wo auf der Welt, sind für Milda Drüke letztendlich fehlbar.
„Ich möchte mich auch nicht über andere erheben und z.B. sagen: „Puspa, so kannst du doch nicht mit deiner Frau umgehen. Das möchte ich nicht. Die Menschen entscheiden selber, wann sie soweit sind bestimmt Regeln zu verändern. Wir sind Gast in jedem Land.“